Der Herbst bringt frische Luft, wechselhaftes Wetter – und für dein Pferd richtig Arbeit. Der Fellwechsel ist kein „Kosmetikprogramm“, sondern Schwerstarbeit für Stoffwechsel, Haut und Kreislauf. Wenn du jetzt Pflege, Fütterung und Training klug einstellst, bleibt dein Pferd leistungsbereit, glänzt im Fell und kommt stressfrei durch die Übergangszeit. Hier ist der klare Plan – ohne Firlefanz, dafür mit Wirkung.
Was im Pferdekörper passiert – und was das für dich bedeutet
Mit kürzerem Tageslicht und sinkenden Temperaturen schaltet der Organismus um. Dichtes Winterfell wächst nach, altes Sommerfell fällt aus. Das kostet Eiweiß (Aminosäuren), Mineralstoffe (besonders Zink) und Energie. Gleichzeitig schwitzt das Pferd beim Training schneller, weil das dichter werdende Fell Wärme speichert. Die Folge: Es braucht etwas mehr Zeit zum Aufwärmen, eine saubere Abschwitz-Routine und eine Fütterung, die den Mehrbedarf abdeckt – ohne „Überladen“ mit Pulverchen.
Kurz gesagt: Du unterstützt die Thermoregulation (warm werden, nicht überhitzen, nachher gut trocknen), die Haut-/Fellgesundheit (sauber, gut durchblutet, frei von Reizungen) und einen stabilen Stoffwechsel (genug Nährstoffe, aber keine Experimente).
Pflege, die wirklich hilft – einfach, konsequent, pferdefreundlich
Starte täglich mit einer kurzen, aber gezielten Putzroutine. Gummistriegel löst alte Haare sanft, eine Kardätsche bringt Durchblutung in Schwung. Setze Wasser im Herbst sparsam ein: punktuell bei Schweiß oder Schmutz, danach gründlich trocknen. Mähnenkamm und Schweif vorsichtig entwirren, nicht reißen. Wichtig: Beine nach dem Reiten trocken bekommen – feuchte Fesselbeugen plus Matsch sind die Einladung für Hautprobleme.
Achte auf die Haut. Kleine Krusten, Schuppen, gereizte Stellen? Früh reagieren: sauber halten, trocken halten, Luft ranlassen. Bei hartnäckigen Problemen nicht herumdoktern, sondern Tierarzt/THP miteinbeziehen. Ein sauberer Sattel- und Gurtlage-Check lohnt sich jetzt doppelt – dichteres Fell verändert Auflage und Reibung. Bei ersten Druckanzeichen (scheuernde Stellen, Unruhe beim Gurten, ungewohnte Abwehr beim Aufsitzen) zügig gegensteuern. Wenn du Material und Passform systematisch prüfen willst, hilft dir dieser Überblick: Die richtige Reitausrüstung.
- Striegeln: alte Haare raus, Durchblutung rein.
- Sattel-/Gurtlage prüfen: Haarbruch, Scheuerstellen, Schweißbild ansehen.
- Beine & Fesselbeugen trocken halten, Matschroutine festlegen.
- Mähne/Schweif vorsichtig entwirren, kein Reißen.
- Nach dem Reiten zügig abschwitzen lassen, zugfrei trocknen.
Fütterung im Fellwechsel – mehr Substanz, keine Zaubermittel
Die Basis bleibt gutes, staubarmes Heu ad libitum (oder bedarfsgerecht mit sauberem Fütterungsplan). Für die Fellbildung braucht der Körper hochwertiges Eiweiß, also essentielle Aminosäuren. Praktisch: eiweißstarkes, gut verträgliches Heu oder moderate Mengen Luzerne im Futter. Zink ist ein Schlüsselfaktor für Haut und Haar; Biotin und Kupfer spielen mit hinein. Wer wenig Mineralien füttert, bringt sein Pferd in ein Defizit. Lösung: ein ausgewogenes Mineralfutter, nicht fünf Einzelsupplements obendrauf.
Bei hart arbeitenden Pferden im Fellwechsel kann ein leicht erhöhter Energiebedarf entstehen. Den deckst du vernünftig über Raufutterqualität und – wenn nötig – über bewährte Energieträger (Öl in kleinen, gut verträglichen Mengen, ggf. Getreideanteil abhängig vom Pferd und Training). Elektrolyte/Salz nicht vergessen, insbesondere wenn noch draußen geschwitzt wird. Alles mit Augenmaß – Ziel ist ein glänzendes Fell, konstante Leistungsbereitschaft und ein stabiler Bauch. Spürst du Leistungsabfall, stumpfes Fell oder vermehrtes Scheuern, überprüfe zuerst Heuqualität, Mineralversorgung und Arbeitspensum – das löst mehr Probleme als das nächste „Wundermittel“.
Training smart anpassen – warm machen, klug dosieren, sauber abschwitzen
Dichtes Fell speichert Wärme. Wenn du wie im Sommer loslegst, überhitzt dein Pferd, schwitzt unnötig stark und braucht ewig zum Trockenwerden. Besser: längeres, ruhiges Aufwärmen im Schritt, dann saubere Übergänge für Losgelassenheit, anschließend der Hauptteil mit ein paar Intervallen reiten (kurze Arbeitsblöcke, bewusste Pausen). So förderst du Kondition und Muskulatur, ohne dein Pferd „kochend“ in die Halle zu stellen. Ergänzend: Mehr Lockerheit im Sattel bekommst du hier – Entspannter Reitsitz – locker lassen, besser reiten. Wenn der Rhythmus schwimmt, hilft diese Anleitung: Taktfehler beheben – den richtigen Rhythmus finden. Für die Grundlagen im Blick: Pferdegangarten – Ein Überblick. Für präzisere Hilfen und spürbar mehr Leichtheit im Dialog: Durchlässigkeit beim Pferd verbessern – Tipps vom Profi.
Nach dem Reiten gilt: Abschwitzen mit System. Schrittphase zum Runterfahren, ggf. Abschwitzdecke – aber nicht das Pferd unter Decken „parken“, während es noch feucht ist. Ziel ist trocken, warm, zugfrei. Plane diese 10–15 Minuten ein, statt sie jedes Mal „dranzuhängen“. Dein Pferd dankt es dir mit einem starken Immunsystem und mehr Lust auf die nächste Einheit.
Eindecken? Nur, wenn dein Pferd mit der Temperatur nicht klarkommt (alte Pferde, geschorene Pferde, sehr kurzfellig, empfindlich). Richtwert sind Wetter, Haltung, individuelle Thermik – nicht die Stallmode. Wenn du eindeckst, wähle eine gut passende Decke mit ausreichender Bewegungsfreiheit an Schulter und Widerrist. Zu warm eingepackt schwitzt das Pferd – und du produzierst das nächste Hautproblem.
Warnzeichen, bei denen du genauer hinschaust: Ungewöhnlich starkes Schwitzen schon bei leichter Arbeit, mattes, glanzloses Fell trotz guter Pflege, starkes Scheuern, Druckstellen unter Sattel oder Gurt, hartnäckiger Husten in der Halle, auffällige Gewichtsabnahme. Das sind Punkte für eine nüchterne Bestandsaufnahme – Management, Fütterung, Ausrüstung, Trainingsplan – und bei Bedarf der Gang zum Profi-Team (Tierarzt, Sattler, Hufbearbeitung, Trainer).
Unterm Strich ist der Fellwechsel kein Drama, sondern eine Managementaufgabe. Mit klaren Routinen, einer Ration mit Substanz und einem Training, das Wärmeentwicklung und Abschwitzen mitdenkt, bleibt dein Pferd gesund und leistungsbereit. Du brauchst kein „Sonderprogramm“, sondern Konsequenz: täglich ein bisschen, statt einmal die Woche alles. Genau das bringt den Glanz – sichtbar im Fell, spürbar im Reitgefühl. Klarer Kopf, ruhiger Sitz, bessere Entscheidungen: Das optimale Mindset zum Reiten. Neu oder Wiedereinstieg? Die Basis komprimiert findest du hier: Die 10 wichtigsten Tipps für Reitanfänger.
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