Hilfszügel sind ein Thema, das in der Pferdewelt oft für Diskussionen sorgt. Sie werden von einigen Reitern und Ausbildern als unverzichtbares Hilfsmittel in der Ausbildung von Pferden angesehen, während andere sie als überflüssig oder sogar schädlich empfinden. Doch wie bei den meisten Themen im Reitsport hängt vieles vom richtigen Einsatz ab. In diesem Artikel erfährst du, wann und warum Hilfszügel sinnvoll sind, welche Arten es gibt, und wie du sie richtig verwendest, um das Beste für dein Pferd herauszuholen.

Was sind Hilfszügel und warum werden sie genutzt?

Hilfszügel sind Ausrüstungsgegenstände, die in der Regel dazu dienen, das Pferd während des Trainings zu unterstützen. Sie helfen, die Kopf-Hals-Position zu regulieren und können dabei nützlich sein, die Anlehnung und Selbsthaltung zu verbessern. Oft werden sie verwendet, um jungen oder unerfahrenen Pferden eine Orientierung zu geben, wie sie sich korrekt im Gleichgewicht bewegen sollen. Hilfszügel sind keine dauerhafte Lösung, sondern sollten immer als temporäres Hilfsmittel betrachtet werden, um bestimmte Trainingsziele zu erreichen.

Auch wenn Hilfszügel manchmal kritisch betrachtet werden, setzen sie selbst erfahrene Profis und Ausbilder gezielt ein. Der Grund dafür ist einfach: Richtig eingesetzt, können sie dem Pferd helfen, seine Muskulatur gleichmäßig aufzubauen, die Balance zu finden und sich korrekt an das Gebiss anzulehnen. Es ist jedoch wichtig, immer das individuelle Pferd im Blick zu behalten und sicherzustellen, dass Hilfszügel niemals zu einer dauerhaften Krücke werden.

Warum auch Profis Hilfszügel nutzen

Du fragst dich vielleicht, warum auch erfahrene Ausbilder auf Hilfszügel zurückgreifen. Es gibt viele Gründe, warum diese Hilfsmittel sogar in der Ausbildung fortgeschrittener Pferde eine Rolle spielen. Ein zentraler Punkt ist, dass Hilfszügel dazu beitragen können, die Ausbildung zu präzisieren. Während eines Trainingsprozesses können sie helfen, ein junges oder schwieriges Pferd in die richtige Haltung zu führen und gleichzeitig eine falsche Muskulaturbildung zu verhindern. Sie sind somit ein wertvolles Hilfsmittel, wenn es darum geht, die Pferde physisch und psychisch zu unterstützen.

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis: Selbst bei routinierten Sportpferden kann der Einsatz von Hilfszügeln dazu beitragen, das Pferd auf spezielle Aufgaben vorzubereiten oder fehlerhafte Bewegungsmuster zu korrigieren. So wird in der Dressurarbeit etwa der Dreieckszügel häufig genutzt, um das Pferd beim Longieren in die richtige Anlehnung zu bringen und die Entwicklung der Oberlinie zu fördern. Diese Form der Unterstützung ermöglicht es dem Pferd, schneller und zielgerichteter zu lernen, wie es seine eigene Balance finden kann.

Die wichtigsten Hilfszügelarten im Überblick

Es gibt verschiedene Arten von Hilfszügeln, die alle eine spezifische Wirkung haben. Jeder Zügel hat seinen eigenen Einsatzbereich und sollte stets individuell auf das Pferd und dessen Ausbildungstand abgestimmt werden. Hier sind die bekanntesten Hilfszügel und ihre Hauptmerkmale:

  • Dreieckszügel: Der Dreieckszügel wird oft beim Longieren eingesetzt und soll dem Pferd helfen, sich in korrekter Kopf-Hals-Position zu tragen. Er verbindet die Trense mit dem Sattelgurt und hat eine relativ fixe Einstellung. Er hilft dem Pferd, sich nicht herauszuziehen und unterstützt gleichzeitig eine gleichmäßige Anlehnung.
  • Martingal: Das Martingal wird in der Regel im Springreiten genutzt und verhindert, dass das Pferd den Kopf zu hoch trägt. Es wirkt dabei eher indirekt und greift nur ein, wenn das Pferd den Kopf zu weit nach oben nimmt, um der Zügelverbindung zu entkommen.
  • Chambon: Der Chambon wird oft beim Longieren verwendet und hilft dem Pferd, den Hals zu dehnen und den Rücken aufzuwölben. Er ist vor allem für junge Pferde geeignet, die noch nicht gelernt haben, ihren Rücken richtig einzusetzen.
  • Gogue: Ähnlich wie der Chambon wird auch das Gogue verwendet, um die Kopf-Hals-Position zu beeinflussen. Es wirkt allerdings noch etwas direkter und gibt dem Reiter die Möglichkeit, den Druck dosiert zu steuern. Der Gogue eignet sich vor allem für Pferde, die dazu neigen, sich dem Zügelkontakt zu entziehen.
  • Schlaufzügel: Schlaufzügel sind umstritten, da sie das Pferd stark in seiner Bewegungsfreiheit einschränken können. Sie sollten nur von erfahrenen Reitern genutzt werden, um kurzfristig Einfluss auf die Kopf-Hals-Position zu nehmen. Ihr Einsatz erfordert ein sehr feines Gefühl, da sie bei falscher Handhabung zu Verspannungen führen können.

Jeder dieser Zügel hat seine Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass du immer im Hinterkopf behältst, dass Hilfszügel das Pferd unterstützen sollen, aber niemals seine natürliche Bewegung oder Ausbildung ersetzen dürfen.

Vorteile und Grenzen des Hilfszügeleinsatzes

Hilfszügel können, wenn sie richtig eingesetzt werden, dem Pferd helfen, seine Balance zu finden und eine korrekte Haltung zu entwickeln. Besonders in der Anfangsphase der Ausbildung oder bei Pferden mit speziellen Problematiken können sie eine wertvolle Unterstützung sein. Der größte Vorteil von Hilfszügeln liegt darin, dass sie dem Pferd eine klare Orientierung bieten und dem Reiter die Möglichkeit geben, gezielt auf bestimmte Bereiche der Ausbildung einzuwirken.

Für junge Pferde, die noch nicht gelernt haben, sich richtig zu tragen, können Hilfszügel ein wichtiges Hilfsmittel sein, um sie zu einer korrekten Anlehnung zu führen. Auch Pferde, die sich im Laufe der Ausbildung schlechte Angewohnheiten wie ein Herausdrücken aus dem Zügelkontakt angeeignet haben, können durch den gezielten Einsatz von Hilfszügeln korrigiert werden.

Doch der Einsatz von Hilfszügeln hat auch seine Grenzen. Sie sollten nie als Dauerlösung gesehen werden, da das Pferd sonst Gefahr läuft, sich an die Unterstützung zu gewöhnen und nicht selbstständig zu arbeiten. Zudem besteht das Risiko, dass Hilfszügel falsch eingesetzt werden und somit mehr Schaden als Nutzen bringen. Ein zu fest verschnallter Hilfszügel kann zu Verspannungen, Fehlhaltungen und langfristigen Schäden an der Muskulatur und dem Skelett führen.

Die richtige Anwendung von Hilfszügeln

Der Schlüssel zum Erfolg beim Einsatz von Hilfszügeln liegt in der richtigen Anwendung. Sie müssen immer individuell auf das Pferd und die jeweilige Situation abgestimmt sein. Hier sind einige grundlegende Richtlinien, die dir helfen können, Hilfszügel verantwortungsbewusst einzusetzen:

  1. Korrekte Verschnallung: Hilfszügel dürfen nie zu fest oder zu locker verschnallt werden. Eine zu enge Verschnallung zwingt das Pferd in eine unnatürliche Haltung, während eine zu lockere Verschnallung ihre Wirkung verfehlen kann. Es ist wichtig, regelmäßig zu überprüfen, ob der Zügel noch korrekt sitzt und ob er seine Funktion erfüllt, ohne das Pferd zu behindern.
  2. Dosierter Einsatz: Hilfszügel sollten immer nur als temporäre Unterstützung eingesetzt werden. Nutze sie am besten zu Beginn einer Trainingsphase und reduziere ihren Einsatz allmählich, sobald das Pferd lernt, sich von selbst richtig zu tragen. Das Ziel sollte immer sein, das Pferd ohne Hilfszügel korrekt zu reiten.
  3. Regelmäßige Pausen: Pferde sollten während des Trainings mit Hilfszügeln regelmäßig Pausen bekommen, um sich frei bewegen zu können. Dadurch verhinderst du Verspannungen und gibst dem Pferd die Möglichkeit, das Gelernte ohne Zwang umzusetzen.
  4. Beobachtung und Anpassung: Achte genau auf die Reaktionen deines Pferdes. Wenn es Anzeichen von Unwohlsein oder Verspannungen zeigt, solltest du den Einsatz der Hilfszügel überdenken und gegebenenfalls anpassen. Jedes Pferd ist anders, und es kann sein, dass ein Zügel, der bei einem Pferd gut funktioniert, bei einem anderen keine positive Wirkung zeigt.

Fazit

Hilfszügel sind wertvolle Werkzeuge in der Pferdeausbildung, die dir und deinem Pferd helfen können, bestimmte Trainingsziele zu erreichen. Sie unterstützen besonders in der Anfangsphase der Ausbildung und bei speziellen Korrekturen, indem sie dem Pferd eine klare Orientierung bieten. Es ist jedoch entscheidend, dass du sie richtig einsetzt und immer im Blick behältst, dass sie nur als temporäre Hilfe dienen sollten.

Selbst erfahrene Ausbilder und Profis greifen auf Hilfszügel zurück, um ihre Pferde gezielt zu fördern und die Ausbildung effizient zu gestalten. Wichtig ist dabei immer, das Pferd nicht zu überfordern und ihm genügend Raum zu lassen, um sich auch ohne Hilfsmittel zu entwickeln.

Letztendlich liegt es in deiner Verantwortung, den Einsatz von Hilfszügeln sorgfältig zu planen und ständig zu überprüfen, ob sie tatsächlich noch notwendig sind. Wenn du diese Prinzipien beherzigst, können Hilfszügel eine sinnvolle Ergänzung in deinem Trainingsprogramm sein und dir dabei helfen, dein Pferd effektiv und schonend auszubilden.

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