Reiten ist weit mehr als das bloße Verweilen auf einem Pferderücken. Es erfordert ein tiefes Verständnis für die Biomechanik, nicht nur deines Pferdes, sondern auch deines eigenen Körpers. Wenn dein Sitz nicht optimal ist, gerät das harmonische Zusammenspiel zwischen dir und deinem Pferd schnell aus dem Gleichgewicht. Gerade kleine Fehler, die auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen, können sich langfristig negativ auf die Gesundheit deines Pferdes und auch auf deine eigene körperliche Fitness und Stabilität auswirken. Im Folgenden erfährst du, warum ein korrekter Sitz so entscheidend ist und welche negativen Konsequenzen ein falscher Sitz beim Reiten haben kann.

Ein falscher Sitz belastet den Rücken des Pferdes und schränkt die Bewegungsfreiheit ein

Jeder Fehler im Sitz wirkt sich sofort auf das Pferd aus. Wenn du beispielsweise zu weit hinten im Sattel sitzt, verlagert sich der Druck auf den hinteren Rücken deines Pferdes. Diese Region ist besonders anfällig, weil das Pferd dort aufgrund der Anatomie seiner Wirbelsäule nicht darauf ausgelegt ist, dauerhaft viel Gewicht zu tragen. Ein überlasteter hinterer Rücken führt zu Muskelverspannungen und kann sogar Wirbelprobleme verursachen. Außerdem wird durch eine falsche Gewichtsverlagerung die Bewegungsfreiheit deines Pferdes eingeschränkt. Ein Pferd, das sich nicht frei bewegen kann, verliert an Gleichgewicht und Rhythmus – zwei essentielle Faktoren, die für jede Lektion und jedes Hindernis notwendig sind.

Neben der falschen Gewichtsverlagerung spielt die Position deiner Beine und Hände eine zentrale Rolle. Wenn du die Beine zu weit nach hinten schiebst oder sie fest gegen das Pferd presst, provozierst du Verspannungen im Bauch- und Brustbereich deines Pferdes. Diese Verspannungen erschweren ihm das natürliche Abrollen der Bewegung und die Aufnahme der Hinterhand. Es entsteht ein Teufelskreis: Das Pferd wird steifer, reagiert sensibler auf deine Hilfen, und du musst als Reiter immer mehr Kraft einsetzen, um die Bewegungen zu kontrollieren. Dieses Missverhältnis zwischen Hilfengebung und Reaktion deines Pferdes führt zu einer gestörten Kommunikation und erzeugt Stress – sowohl bei dir als auch bei deinem Pferd.

Auswirkung des falschen Sitzes auf deine Gesundheit

Nicht nur dein Pferd leidet unter einem falschen Sitz; auch du bist davon betroffen. Ein ungünstiger Sitz beansprucht bestimmte Muskelgruppen einseitig, was deine eigene Haltung und Stabilität negativ beeinflusst. Besonders gefährlich ist eine falsche Belastung des Beckens, da sie den unteren Rückenbereich überanstrengt und zu Verspannungen führen kann. Häufige Folgen sind Rückenschmerzen, Hüftprobleme und eine ungleiche Belastung der Kniegelenke. Wenn du regelmäßig mit einem angespannten Rücken reitest, kann dies sogar zu chronischen Beschwerden wie Bandscheibenvorfällen führen.

Doch wie genau entsteht ein falscher Sitz? Einer der häufigsten Gründe ist ein mangelndes Bewusstsein für die eigene Körperhaltung im Sattel. Wenn du beispielsweise dazu neigst, die Schultern zu weit nach vorne zu schieben oder den Kopf nicht gerade zu halten, verlierst du die Balance und verlagerst das Gewicht auf unnatürliche Weise. Auch ein zu fester Griff am Zügel oder ein starres Bein verfestigen Sitzfehler und machen es dem Pferd schwer, deine Signale korrekt zu verstehen. Ein unsicheres oder schlecht trainiertes Pferd wird auf diese Signale oft mit Gegendruck reagieren, was zu weiteren Sitzfehlern auf deiner Seite führt.

Ein harmonischer Sitz als Grundlage für eine gesunde Reitweise

Selbst ein Reiter mit der besten Ausrüstung kann Probleme verursachen, wenn er nicht richtig sitzt. Zwar helfen ein passender Sattel, gut sitzende Steigbügel und schmerzfreie Zäumungen, doch sie können den falschen Sitz nicht ausgleichen. Der beste Sattel wird das Pferd nicht entlasten, wenn dein Gewicht falsch verlagert ist. Gerade im Trab und im Galopp, bei denen die Belastung auf das Pferd besonders groß ist, werden kleine Sitzfehler schnell zu großen Problemen. Ein guter Sitz schafft eine stabile Grundlage, auf der du deine Hilfen fein und präzise geben kannst, ohne dass dein Pferd ins Schwanken gerät oder die Balance verliert.

Das Ziel eines guten Reiters ist es, die Hilfen so fein zu geben, dass sie für das Pferd kaum spürbar sind und dennoch klar verstanden werden. Ein falscher Sitz verhindert jedoch genau das. Die Hilfen werden grob, das Pferd wird unsicher, und die Harmonie zwischen dir und deinem Partner geht verloren. Das wirkt sich negativ auf alle reiterlichen Disziplinen aus – egal, ob du Dressur, Springen oder Freizeit reitest. Die Grundprinzipien bleiben immer dieselben: Ein ausbalancierter Sitz, der das Pferd nicht blockiert, ist der Schlüssel zu einer gesunden und harmonischen Reitweise.

Ein korrekter Sitz erfordert ständige Arbeit an der eigenen Körperwahrnehmung und -beherrschung. Um Sitzfehler zu vermeiden, kann es hilfreich sein, regelmäßig Sitzschulungen oder Sitzanalysen zu machen. Dabei wird gezielt auf die Körperhaltung und Balance des Reiters eingegangen. Auch gymnastische Übungen und spezielle Muskeltrainingseinheiten, die abseits des Reitens durchgeführt werden, können die Körpermitte stärken und die Stabilität verbessern. Ein starker Kern ist essenziell, um die Position im Sattel zu halten und dem Pferd die nötige Bewegungsfreiheit zu lassen. Nur wenn der Reiter sich selbst kontrolliert, kann das Pferd lernen, sich zu entspannen und die Hilfen zu verstehen.

Zusammengefasst zeigt sich, dass ein falscher Sitz weitreichende Folgen hat. Pferd und Reiter sind wie ein Team, das nur dann gut zusammenarbeiten kann, wenn beide in Balance sind und sich gegenseitig unterstützen. Ein Sitz, der das Pferd nicht behindert, sondern ihm erlaubt, seine Bewegung frei und unverkrampft auszudrücken, ist das Ziel jeder Reitkunst. Dieses Ziel zu erreichen erfordert jedoch viel Übung, Geduld und die Bereitschaft, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.

Ein bewusster, ausbalancierter Sitz bedeutet eine Wohltat für das Pferd. Nur wenn du im Einklang mit deinem Pferd reitest, werdet ihr beide auf Dauer gesund bleiben und Freude an der gemeinsamen Zeit haben. Erinnere dich daran, dass dein Sitz das Wohlbefinden deines Pferdes unmittelbar beeinflusst. Arbeite also daran, ein achtsamer und feinfühliger Reiter zu sein, um deinem Pferd den Respekt und die Aufmerksamkeit zu geben, die es verdient. Gerne unterstütze ich dich hierbei.

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